Zanders GmbH setzt Sanierung in Eigenverwaltung fort
Sanierungsplan soll Effizienz und Bestand des Papierherstellers sichern / Betriebsrenten und hohe Rohstoffkosten belasten das wachsende Unternehmen
Auf Antrag der Zanders GmbH hat das Amtsgericht Köln heute eine Sanierung des Unternehmens in Eigenverwaltung beschlossen. Ein gerichtlich überwachter Sanierungsplan soll den traditionsreichen Papierhersteller in Bergisch Gladbach von Belastungen befreien, um den Betrieb zu sichern und effizienter zu machen. Trotz starkem Umsatzwachstum leidet die Zanders GmbH, die rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, unter hohen Kosten für Betriebsrenten und extrem gestiegenen Rohstoffpreisen.
„Die Aussichten für eine Sanierung von Zanders in Eigenverwaltung sind gut. Denn der Hersteller hochwertiger Spezialpapiere ist in den letzten drei Jahren unter dem neuen Eigentümer Mutares jeweils um durchschnittlich 12 Prozent gewachsen und konnte auch mit Unterstützung der Mitarbeiter wichtige Sanierungserfolge erzielen. Die gerichtlich überwachte Eigenverwaltung bietet zusätzliche Möglichkeiten, die Gesellschaft von Lasten zu befreien und wesentliche Probleme zu lösen“, erklärte Rechtsanwalt Christian Köhler-Ma von der Wirtschaftskanzlei GT Restructuring, der zusammen mit seinem Kollegen Gordon Geiser als Sanierungsgeschäftsführer der Zanders GmbH bestellt wurde. Gordon Geiser: „Es geht hier nicht um die Personalkosten. Im Gegenteil brauchen wir die erfahrenen Mitarbeiter, damit die Sanierung gelingt. Unser Ziel ist es, den Betrieb effizienter und solider aufzustellen. Nur so wird Zanders dauerhaft in einem schwierigen Marktumfeld lebensfähig sein.“
Zanders hat die Eigenverwaltung beantragt, weil die Belastungen aus Pensionsverpflichtungen dauerhaft hoch und die Kosten für Rohstoffe und Energie in den letzten zwölf Monaten um rund 40 Prozent gestiegenen sind. So ist der Preis für Zellstoff auf ein Allzeithoch geklettert. Das Unternehmen hat daraufhin zwar die Preise für seine Produkte erhöht, konnte die gestiegenen Kosten aber nicht voll ausgleichen. Die Papierfabrik Zanders, die sich auf die Herstellung hochwertiger Spezialpapiere und -kartons für Etiketten, Verpackungen und grafische Anwendungen konzentriert, konnte mit zahlreichen innovativen Produkten in diesem speziellen Markt in den letzten Jahren jeweils um durchschnittlich zwölf Prozent wachsen. Dennoch reichte dieses Wachstum nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Betriebsrenten auszugleichen.
Der 1829 gegründete Papierhersteller war 2015 von der Münchner Beteiligungsgesellschaft mutares AG übernommen worden. Die rund 500 Mitarbeiter müssen heute die Betriebsrenten von etwa 2.200 Empfängern erwirtschaften. Weitere 1.500 Empfänger werden erwartet. Ein Mitarbeiter muss somit für die Betriebsrente von etwa sieben Empfängern arbeiten. Durch die Eigenverwaltung werden die Betriebsrenten ab Juli vom Pensionssicherungsverein übernommen und entlasten damit die Bilanz.
Als vorläufiger Sachwalter wurde vom Amtsgericht Köln Rechtsanwalt Dr. Marc d’Avoine, ATN Rechtsanwälte, Wuppertal, eingesetzt, der die Interessen der Gläubiger schützen, die Eigenverwaltung überwachen und für das Gericht ein Gutachten erstellen soll. Mit der Eigenverwaltung, die dem amerikanischen Chapter 11 zur Sanierung von Unternehmen ähnelt, wird ein vorläufiger Gläubigeraussschuss eingerichtet.
„Wir werden jetzt mit allen Beteiligten wie Kunden, Mitarbeitern und Banken sprechen und nach Wegen für eine nachhaltige Sanierung suchen. In rund drei Monaten werden wir den Sanierungsplan vorlegen. Die wesentlichen Probleme, die Zanders belasten, können in diesem Verfahren gelöst werden. Danken möchte ich besonders den Mitarbeitern, die durch eine Herabsetzung des Tariflohns und der Arbeitszeit einen wesentlichen Beitrag geleistet haben, damit das Unternehmen bisher überleben konnte. Auch diese Belastung der Mitarbeiter möchten wir mit der Sanierung verringern“, erklärte Igor Ferlan von der mutares AG, der ebenfalls als neuer Geschäftsführer der Zanders GmbH bestellt wurde.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Tobias Müller, Unternehmenssprecher, Tel. +49 174 3494928, [email protected]
*Aktualisierung vom 27. Juni 2018*
Das Amtsgericht Köln hat dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in seiner Entscheidung vom 22. Juni 2018 noch nicht zugestimmt und b.a.w. einen vorläufigen (schwachen) Insolvenzverwalter bestellt. Mutares strebt mit Zanders weiterhin mit Insolvenzeröffnung im September eine Sanierung in Eigenverwaltung an. Das Management erarbeitet momentan einen Insolvenzplan für die nachhaltige Sanierung der Gesellschaft und wird diesen bis Ende August dem Gericht präsentieren. Der Geschäftsbetrieb ist hiervon nicht beeinträchtigt und wird mit voller Unterstützung der Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter fortgeführt. Mutares unterstützt den Prozess weiterhin in enger Abstimmung mit allen Stakeholdern, um den Standort zu sichern.